Passing Sounds

PS! Wie liest Du PSCODE? Das Wort ist kaum auszusprechen. Die ersten Buchstaben klingen wie „Psst!“, eine erste Aufforderung an unsere Umgebung, Stille einkehren zu lassen, um Platz zu schaffen für die leisen Töne, unsere eigenen, die wir kaum oder gar nicht wahrnehmen, auch die unserer Umgebung. Im QR-Code sind es die vielen Leerstellen, die unsichtbaren Pixel, die manchmal einen ganzen Raum öffnen. Auf dem Glashaus siehst Du viel Freiraum, der es möglich macht, auch mal das Unmögliche zu denken und zum Ausdruck zu bringen, durchzublicken, im wahrsten Sinne des Wortes. Füll doch einfach mal Deinen eigenen Pixel aus! Ein Gedanke, ein Aphorismus, eine Anregung. Wo könnte er seinen Platz zwischen den Farben Blau und Rosa finden, den Farben der Transgender-Aktivist*innen? Hier im Projekt fallen diese Farben kräftiger, nachdrücklicher aus.

PSCODE lese ich getrennt und englisch, eben wie QR-Code oder eben PS-Code. P.S. steht für Passing Sounds.

Passing, englisch, hat mehrere Bedeutungen: Zuallererst meint „Passing“ einen Vorgang, der für transidente Menschen wichtig ist. Das Wort ist am einfachsten mit „passen“ oder „anpassen“ zu übersetzen. Viele, die ihr Geschlecht ändern, wollen schließlich unauffällig und unhinterfragt ihr neue Identität leben, als Mann oder Frau. Der Weg bis dahin ist steinig. Das immer noch gültige Transsexuellen-Gesetz, das eigentlich abgeschafft werden sollte, macht es ihnen nicht einfach. Jede*r sollte das Recht dazu haben.

Passing heißt aber auch „vorübergehend“. Einige kultivieren ihre Uneindeutigkeit, oszillieren zwischen den Erscheinungen von Mann und Frau und wollen sich nicht zuordnen lassen. Landläufig bezeichnen wir das als Androgynität, ein Begriff, der sich aus dem Griechischen herleitet. Das lässt erahnen, dass die zwanghafte Einteilung in ausschließlich Weiblich oder Männlich kulturell gewachsen und vergleichsweise jünger ist. Es gibt viele Zwischenstufen, die aber das binäre Geschlechtermodell missachtet.

Passing kommt schließlich im Englischen auch in „passing away“ vor, was soviel bedeutet wie „sterben“. Anders als „to die“ drückt „to pass away“ aber eher ein Verschwinden aus, klingt also offener und stellt in Bezug auf Leben und Tod die Frage in den Raum, wohin denn die Verstorbenen eigentlich verschwunden sind.

PS ist am Ende noch das, was gesagt werden muss, das Post Skriptum, manchmal wichtiger als der Inhalt des ganzen Briefs. Mein persönliches Post Skriptum: Hier soll es bitte nicht bierernst und schon gar nicht dogmatisch zugehen. „Passing Sounds“ ist im Englischen auch der Ausdruck für Pups-Geräusche. Ich verbürge mich aber dafür, dass hier nicht alles wie ein einziger großer Pups klingt.

PASSING SOUNDS sind also die Töne, Stimmen und Klänge, die durch dieses PS charakterisiert sind. Sie werden in Audios oder kleinen Podcasts zu hören sein und könnten das Material für ein kommendes Hörfestival in Berlin sein, von denen ich zusammen mit einem wechselnden Team unter dem Namen quEAR! schon drei Festivals mit organisiert habe, 2011, 2013 und zuletzt ECHOS+NETZE 2015. „Passing Sounds“ könnte zu einem vierten „Transtonalen Ohrenfest“ werden. Dafür suche ich auch künstlerische Beiträge.


PS. How do you read PSCODE? The word is challenging to pronounce. The first letters sound like „Psst!“, a first request to our environment to allow silence to enter, to make room for the quiet sounds, our own, as well as our environment, all of which we rarely or simply do not, perceive. In the QR code, it is the many blank spaces, the invisible pixels, that sometimes open up an entire room. On the glass house, you see a lot of free space, which makes it possible to think and express the impossible. One can “see through,” in the truest sense of the word. Just fill in your own pixel! A thought, an aphorism, a suggestion. Where could it find its place between the colors blue and pink, the colors of the transgender activists? Here in the project, these colors are stronger, more emphatic.

PSCODE I read separately and in English, just like QR code or PS code. P.S. stands for Passing Sounds.

Passing, in English, has several meanings: First and foremost, „passing“ means a process that is important to transgender people. The word is most easily translated as „fit“ or „adapt.“ Many who change their gender ultimately want to live their new identity unobtrusively and unquestioningly, as a man or a woman. The road to this point is rocky. The current transsexual law, which should be abolished, does not make it easy for them. Everyone should have the right to “pass” in this way.

Passing, however, also means „temporary.” Some cultivate ambiguity, oscillating between the appearances of man and woman and decline a gender assignment. This is commonly referred to as androgyny, a term derived from the Greek. This anti-binary preference suggests that the feverish compartmentalizing into exclusively female or male categories is a cultural creation of fairly recent origin. There are many intermediate levels, of course, but the binary gender model disregards them.

Passing also occurs in English in „passing away“, which is the equivalent of „to die“. Unlike „to die“, however, „to pass away“ expresses rather a disappearance, thus sounding more open, offering a relation to life and death, and raising the question of where the deceased have actually disappeared to.

PS at the end, what must be said, the post scriptum, is sometimes more important than the content of the letter itself. My personal post scriptum: Please do not be too serious here and certainly not dogmatic. „Passing Sounds“ could be a more poetic phrasing of “passing wind,” the English scatological expression. But I vouch that not everything here sounds like one big fart.

PASSING SOUNDS are therefore the tones, voices and sounds characterized by this PS. They will be heard in audio or small podcasts and could be the material for an upcoming listening festival in Berlin, of which I have already co-organized three such festivals together with various teams under the name quEAR! 2011, 2013 and most recently ECHOS+NETZE 2015. „Passing Sounds“ could become a fourth „Transtonal Ear Festival“. Do you want to take part in it? Contribute!