Passing Sounds

PS! Wie sprichst Du PSCODE? Die ersten Buchstaben klingen wie „Psst!“, eine erste Aufforderung, Stille einkehren zu lassen, um Platz zu schaffen für die eigenen leisen Klänge, die wir kaum oder gar nicht in uns wahrnehmen, weil eine laute Umgebung sie ständig übertönt. Im QR-Code sind es die vielen Leerstellen, die unsichtbaren Pixel, die manchmal einen ganzen Raum öffnen. Auf dem Glashaus siehst Du viel Freiraum, der es möglich macht, auch mal das Unmögliche zu denken und zum Ausdruck zu bringen, durchzublicken, im wahrsten Sinne des Wortes. Füll doch einfach mal Deinen eigenen Pixel aus! Ein Gedanke, ein Aphorismus, eine Anregung. Wo könnte er seinen Platz zwischen den Farben Blau und Rosa finden, den Farben der Transgender-Aktivist*innen?

PSCODE spreche ich getrennt und englisch, wie QR-Code oder eben PS-Code. P.S. steht für Passing Sounds.

Passing, Englisch, hat mehrere Bedeutungen: Zuallererst meint „Passing“ einen Vorgang, der für trans*idente Menschen wichtig ist. Am einfachsten ist es mit „passen“ oder „anpassen“ zu übersetzen. Wer sein Geschlecht ändert, möchte unhinterfragt die neue Identität leben, als Mann oder Frau. Wer sich weder als Mann oder Frau empfindet, möchte als eine nicht binäre Person akzeptiert und respektiert werden.

Passing heißt aber auch „vorbeiziehend“ und hier: uneindeutig, oszillierend zwischen den Erscheinungen von Mann und Frau. Der vergleichweise neue Begriff dafür ist „nicht binär“. Was deutlich macht, dass die zwanghafte Einteilung in ausschließlich Weiblich oder Männlich kulturell gewachsen ist. Es gibt viele Zwischenstufen.

Passing kommt schließlich im Englischen auch in „passing away“ vor, was soviel bedeutet wie „sterben“. Anders als „to die“ drückt „to pass away“ aber eher ein Verschwinden aus, klingt also offener und stellt in Bezug auf Leben und Tod die Frage in den Raum, wohin denn die Verstorbenen eigentlich verschwunden sind.

PS ist am Ende noch das, was gesagt werden muss, das Post Skriptum, manchmal wichtiger als der Inhalt des ganzen Briefs. Mein persönliches Post Skriptum: Hier soll es bitte nicht bierernst und schon gar nicht dogmatisch zugehen. „Passing Sounds“ ist im Englischen auch der Ausdruck für Pups-Geräusche. Ich verbürge mich aber dafür, dass hier nicht alles wie ein einziger großer Pups klingt.

PASSING SOUNDS sind also die Töne, Stimmen und Klänge, die durch dieses PS charakterisiert sind. Sie werden in Audios oder kleinen Podcasts zu hören sein und könnten das Material für ein kommendes Hörfestival in Berlin sein, von denen ich zusammen mit einem wechselnden Team unter dem Namen quEAR! drei Festivals mit organisiert habe, 2011, 2013 und zuletzt ECHOS+NETZE 2015. „Passing Sounds“ ist der Wegweiser in eine Zukunft gelebter Vielfalt!


PS. How do you speak PSCODE? The first letters sound like “Psst!”, an initial invitation to allow silence to return in order to make room for our own quiet sounds, which we hardly or not at all perceive within us because a loud environment constantly drowns them out. In the QR code, it is the many empty spaces, the invisible pixels, that sometimes open up an entire room. On the glass house you see a lot of free space, which makes it possible to think and express the impossible, to see through, in the truest sense of the word. Just fill in your own pixel! A thought, an aphorism, a suggestion. Where could it find its place between the colors blue and pink, the colors of transgender activists?

PSCODE I speak separately and in English, just like QR code or PS code. P.S. stands for Passing Sounds.

Passing, English, has several meanings: First of all, “passing” refers to a process that is important for trans* people. The easiest way to translate it is “fitting in” or “adapting”. People who change their gender want to live their new identity unquestioningly, as a man or a woman. Those who feel neither male nor female want to be accepted and respected as a non-binary person.

Passing also means “passing by” and here: ambiguous, oscillating between the appearances of man and woman. The comparatively new term for this is “non-binary”. This makes it clear that the obsessive division into exclusively female or male has evolved culturally. There are many intermediate stages.

Passing also occurs in English in „passing away“, which is the equivalent of „to die“. Unlike „to die“, however, „to pass away“ expresses rather a disappearance, thus sounding more open, offering a relation to life and death, and raising the question of where the deceased have actually disappeared to.

PS at the end, what must be said, the post scriptum, is sometimes more important than the content of the letter itself. My personal post scriptum: Please do not be too serious here and certainly not dogmatic. „Passing Sounds“ could be a more poetic phrasing of “passing wind,” the English scatological expression. But I vouch that not everything here sounds like one big fart.

PASSING SOUNDS are therefore the tones, voices and sounds characterized by this PS. They will be heard in audio or small podcasts and could be the material for an upcoming listening festival in Berlin, of which I have already co-organized three such festivals together with various teams under the name quEAR! 2011, 2013 and most recently ECHOS+NETZE 2015. “Passing Sounds” is the signpost to a future of living diversity!